Mittelalterliche Speere aus dem polnischen See ausgegraben. Hinweis auf edle Kriegsführung und rituelle Praxis

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Unterwasserarchäologen haben vier mittelalterliche Speerspitzen aus dem Lednica-See in Polen geborgen, darunter eine, die reich mit Gold, Silber und Bronze verziert ist. Die Entdeckung wirft Licht auf die Kriegstaktiken und mögliche religiöse Praktiken im frühmittelalterlichen Polen.

Einzigartige Artefakte offenbaren soziale Hierarchie

Eine Speerspitze fällt durch ihre vergoldete und aufwendig verzierte Oberfläche mit Spiral- und Triskel-Motiven sowie flügelähnlichen Verzierungen auf. Dies deutet darauf hin, dass die Waffe einer hochrangigen Person gehörte, möglicherweise einem Prinzen oder Adligen. Das Design des Speers deutet darauf hin, dass er eher ein Symbol der Macht als eine praktische Waffe für den Kampf war.

Seltene Erhaltung von Schächten

Bemerkenswert ist, dass eine der Speerspitzen noch an einem 6,5 Fuß langen Schaft aus Eschenholz befestigt ist, ein seltener Fund, da nur zwei andere Speere aus dem Lednica-See über so gut erhaltene Schäfte verfügen. Der Speer verfügt außerdem über einen Geweihring an seiner Spitze, was ihn noch mehr als einzigartiges Artefakt auszeichnet. Eine weitere Speerspitze zeichnet sich durch ihr schlankes, weidenblattförmiges Design aus, eine im gesamten frühmittelalterlichen Europa verbreitete Form.

Fortgeschrittene Schmiedetechniken

Eine Speerspitze wurde im Schweißverfahren hergestellt, bei dem immer wieder weiche und harte Stähle zusammengeschmiedet wurden. Diese fortschrittliche Methode brachte eine Waffe mit überlegenen Kampfeigenschaften hervor, die den höchsten Stand der Schmiedetechnologie im mittelalterlichen Europa darstellt.

Lednica-See: Eine mittelalterliche Waffenkammer

Der Lednica-See ist seit langem für seinen Reichtum an mittelalterlichen Waffen bekannt. Taucher der Nikolaus-Kopernikus-Universität haben 40 Jahre lang den See erkundet und dabei etwa 145 Äxte, 64 Speerspitzen und acht Schwerter geborgen.

Theorien hinter dem Waffenlager

Der Waffenreichtum im See bleibt umstritten. Eine prominente Theorie verbindet den Cache mit den Folgen des Todes von König Mieszko II. im Jahr 1034, als einmarschierende tschechische Truppen unter Fürst Bretislaus nahegelegene Siedlungen plünderten. Bei Kämpfen auf Brücken und Booten könnten Waffen verloren gegangen sein.

Eine andere Theorie besagt, dass es sich bei den Speeren um rituelle Opfergaben zur Besänftigung heidnischer Gottheiten in einer Zeit handelte, als Polen zum Christentum überging. Neben der neuen Religion blieben jahrhundertelang heidnische Praktiken bestehen.

Laufende Forschung

Forscher führen eine Makro-Röntgenfluoreszenzanalyse durch, um die chemische Zusammensetzung der Speerspitzen zu bestimmen und ihren Ursprung zurückzuverfolgen. Die laufende Erkundung des Lednica-Sees verspricht weitere Einblicke in die Kriegsführung, die sozialen Strukturen und die religiösen Überzeugungen des mittelalterlichen Polens.

Die Entdeckungen unterstreichen, wie archäologische Stätten ein einzigartiges Fenster in die Vergangenheit bieten können und nicht nur die Werkzeuge des Krieges, sondern auch die kulturellen und religiösen Kontexte beleuchten, die sie geprägt haben