Forscher haben ein standardisiertes Vokabular zur Beschreibung der Aromen von Cannabis und Hanf entwickelt, ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Qualitätsbewertung in einer sich schnell entwickelnden Branche. Dieser Schritt zielt darauf ab, über einfache, auf der Wirksamkeit basierende Beurteilungen hinauszugehen und Verbrauchern, Einzelhändlern und Erzeugern ein gemeinsames Verständnis der sensorischen Qualitäten zu vermitteln.
Die Notwendigkeit einer gemeinsamen Sprache
Zu lange hat sich die Cannabisindustrie stark auf die THC-Konzentration als primären Qualitätsindikator verlassen. Dieser Ansatz übersieht jedoch die entscheidende Rolle, die das Aroma in der Verbraucherwahrnehmung spielt, und kann sogar zu negativen Gesundheitsfolgen im Zusammenhang mit hochwirksamen Produkten beitragen. Tom Shellhammer, Professor für Lebensmittelwissenschaften an der Oregon State University, erklärt: „Diese Forschung legt den Grundstein für ein gemeinsames Vokabular, das Verbrauchern, Einzelhändlern und Erzeugern zugute kommt.“
Der historische Fokus der Branche auf THC spiegelt frühere Praktiken in anderen Sektoren wider, beispielsweise die Anreicherung von Weinen mit Alkohol nach der Prohibition oder die frühen IPAs mit hohem Alkoholgehalt. Mit zunehmender Reife dieser Branchen rückten Aroma und Herkunft der Inhaltsstoffe in den Mittelpunkt der Qualitätsbewertung, und bei Cannabis steht nun ein ähnlicher Wandel bevor.
Wie die Studie durchgeführt wurde
An der Untersuchung beteiligte sich eine Gruppe von 24 sensorischen Gutachtern (im Alter von 21–70 Jahren, gleichmäßig zwischen den Geschlechtern aufgeteilt) mit Erfahrung in der Lebensmittel- und Getränkeanalyse. Die Teilnehmer bewerteten die Aromaprofile von Hanf- (THC ≤ 0,3 %) und Cannabisproben in kontrollierten Umgebungen. Um die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sicherzustellen, wurde die Cannabisbewertung in einer lizenzierten Apotheke durchgeführt.
Die Forscher bauten auf vorhandenen Daten der Cannabis-Wettbewerbe Portland Cultivation Classic 2018–2020 auf und verfeinerten ein Lexikon mit 25 beschreibenden Aromabegriffen. Die Studie konzentrierte sich bewusst auf das Aroma des rohen Pflanzenmaterials und schloss die Auswirkungen des Rauchens oder Verdampfens aus.
Wichtige Erkenntnisse: Überlappende Profile, unterschiedliche Kategorien
Die Studie ergab erhebliche Überschneidungen in den sensorischen Profilen von Hanf und Cannabis, wobei Cannabisproben häufiger als skunkig, muffig oder animalisch beschrieben wurden, während Hanf eher zu Zitrus-, Frucht- oder Bonbonaromen tendierte.
Es entstanden vier unterschiedliche Aromaprofile:
- Früchte, Beeren, Süßigkeiten: Wird überwiegend mit Hanf in Verbindung gebracht.
- Zitrusfrüchte und Chemikalien: Auch in Hanf häufig.
- Käsig und Erbrochenes/Kot: Ein weniger häufiges, aber bemerkenswertes Profil.
- Funkig, erdig, muffig, strohig, Kraftstoff, schwarzer Tee, holzig und nussig/geröstet: Am häufigsten mit Cannabis verbunden.
Die Forscher fanden außerdem heraus, dass weder Terpene noch flüchtige Schwefelverbindungen die Sinneswahrnehmung zuverlässig vorhersagen konnten. Dies stellt die in der Branche übliche Annahme in Frage, dass bestimmte Aromen direkt mit bestimmten Terpenprofilen verknüpft sind.
Implikationen für eine reifende Branche
Da die Cannabisindustrie in rechtliche Rahmenbedingungen übergeht, ist ein differenzierterer Ansatz zur Qualitätsbewertung unerlässlich. Durch die Fokussierung auf das Aroma erhalten Verbraucher Tools, die über den THC- und Terpengehalt hinausgehen. Shellhammer kommt zu dem Schluss: „Diese Arbeit legt den Grundstein dafür.“
Die Entwicklung einer standardisierten Aromasprache wird nicht nur das Verbrauchererlebnis verbessern, sondern auch fundiertere Vorschriften und Qualitätskontrollmaßnahmen ermöglichen. Durch die Verlagerung des Fokus auf die Sinneswahrnehmung kann sich die Cannabisindustrie an etablierte Praktiken in anderen reifen Sektoren anpassen und neben der Wirksamkeit auch das Aroma und die Herkunft der Inhaltsstoffe in den Vordergrund stellen
































