Russlands einziger aktiver Startkomplex für bemannte Raumflüge wurde während der jüngsten Sojus-MS-28-Mission zur Internationalen Raumstation (ISS) beschädigt. Der von Roscosmos bestätigte Vorfall verdeutlicht die kritischen Infrastrukturherausforderungen, denen sich das russische Raumfahrtprogramm gegenübersieht.
Schäden am Standort des Kosmodroms Baikonur 31.06
Der Schaden entstand an der Wartungskabine – einer wichtigen Serviceplattform im Startgraben am Standort 31/6 in Baikonur, Kasachstan. Diese Plattform ist für die Vorbereitung von Raketen für den Start unerlässlich und soll nach dem Start der Sojus-2.1a-Rakete am Donnerstag, dem 27. November, zusammengebrochen sein. Roscosmos räumte den Schaden in einer Erklärung ein und betonte, dass solche Vorfälle nach dem Start auftreten können und eine gängige Inspektionspraxis sei.
„Der Zustand des Startkomplexes wird derzeit beurteilt. Für die Restaurierung stehen alle notwendigen Ersatzteile zur Verfügung, die Schäden werden in naher Zukunft behoben.“ – Roskosmos
Die Bedeutung von Site 31/6
Seit 2020 ist Standort 31/6 Russlands exklusiver Startplatz für Menschen- und Frachtmissionen zur ISS. Der frühere Startplatz, Standort 1 (historisch bekannt als „Gagarin’s Start“, weil dort 1961 der erste bemannte Raumflug stattfand), wurde wegen unzureichender Finanzierung für Modernisierungen stillgelegt. Dies lässt Russland nur begrenzte Möglichkeiten für bemannte Missionen, wenn die Reparaturen länger als erwartet dauern.
Reparaturzeitplan und Alternativen
Laut dem Weltraumjournalisten Anatoly Zak könnten Reparaturen an der beschädigten Serviceplattform (8U0216) bis zu zwei Jahre dauern. Zu den möglichen Lösungen gehört das Ausleihen von Hardware vom stillgelegten Standort 1 oder anderen Einrichtungen, allerdings ist dies nicht garantiert. Es bleibt ungewiss, ob alternative russische Startrampen Flüge zur ISS unterstützen können, was möglicherweise Auswirkungen auf Roskosmos‘ geplante unbemannte Nachschubmission Progress im Dezember haben könnte.
Die Besatzung der Sojus MS-28 – bestehend aus den russischen Kosmonauten Sergey Kud-Sverchkov und Sergey Mikaev sowie dem NASA-Astronauten Chris Williams – ist derzeit sicher an Bord der ISS und wird dort die nächsten acht Monate bleiben.
Der Vorfall unterstreicht die Abhängigkeit Russlands von einer einzigen aktiven Startanlage für bemannte Raumfahrtmissionen. Die langfristigen Auswirkungen des Schadens könnten zukünftige ISS-Operationen einschränken und umfassendere Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung einer veralteten Weltrauminfrastruktur aufzeigen.

































